2. Workshop "Radiochemische Analytik bei Betrieb und Rückbau kerntechnischer Anlagen, der Deklaration von Abfällen und im Strahlenschutz"

 

Reichlich 100 Teilnehmer aus Deutschland, der Schweiz und Österreich nahmen an dem vom 5. und 6. November 2001 in Rossendorf vom Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf e. V (VKTA), der Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. (GDCh), dem Fachverband für Strahlenschutz e. V. (FS), der Kerntechnische Gesellschaft e. V. (KTG) und dem  Wirtschaftsverband kerbrennstoff-Kreislauf e.V. (WKK) veranstalteten Workshop teil. Nachdem der Direktor des VKTA, Herr Dipl. Ing. U. Helwig die Teilnehmer im Namen der Veranstalter begrüßt hatte, wurden Arbeiten  in 18 Vorträgen und  21 Postern vorgestellt und diskutiert. Die zentrale Aufgabe der im Workshop behandelten radiochemischen Analytik war die Charakterisierung von radioaktiven Reststoffen, die  beim Betrieb und Rückbau kerntechnischer Anlagen und als NORM ("natural occuring radioactive materials) anfallen. Hierbei und bei den anderen Aufgaben wurde die Notwendigkeit des Einsatzes eines breiten Spektrums an Methoden sichtbar, ebenso die Tatsache, dass unabhängig von den eingesetzten physikalischen Nachweismethoden der radioaktiven Isotope chemische Trennungen unverzichtbar sind. Dabei wurden Vor- und Nachteile der vorgestellten Methoden sehr offen dargelegt.

 

In den Vorträgen und Postern wurde sowohl über den Einsatz bewährter Verfahren für die jeweiligen Aufgaben als auch über neue Anwendungsfelder und neue oder selten angewandte Methoden berichtet. Als Beispiele dafür sollen die Charakterisierung von Materialien von Beschleunigern (R. Weinreich, Villigen CH), die natürliche Radioaktivität in Eisenerzen, (J.-W. Vahlbruch, Hannover) und in den Rückständen bei der Schmelze von mit natürlichen Radionukliden kontaminierten Stahl (R. Kreh, Krefeld), die Anwendung der ICP-MS zur Bestimmung von Ra-226 (W. Boden, Dresden) und eine Schnellmethode zur gemeinsamen Abtrennung von Np und Pu aus uranhaltigen Lösung mit nachfolgender Gammaspektrometrie des Np (B. Gleisberg, Dresden) erwähnt werden.

 

Die Besichtigungen der Freimessanlage  des VKTA und des Untertagemesslabors in Dresden wurden ebenso wie das gesellige Beisammensein am Abend des ersten Tages in der Gaststätte "Pulverturm" zu weiteren intensiven Fachgesprächen genutzt.

 

In seinen Schlussbemerkungen fasste der Vorsitzende des Fachgruppe Nuklearchemie der GDCh und Sekretär  des Arbeitskreis "Nachweisgrenzen" des FS Prof. R. Michel  im Namen der Mitveranstalter die Ergebnisse der überaus gelungenen Veranstaltungen zusammen und gab eine Ausblick auf die zukünftigen Aufgaben und Perspektiven des Arbeitsgebietes.

 

Dabei legte er dar, dass die weitere Entwicklung des Arbeitsgebietes durch einen Ausstieg aus der Kernenergie nicht gebremst sondern eher beschleunigt werden wird, da für den Rückbau und die nachfolgende Entsorgung der Materialien kompliziertere und umfangreichere Analysen notwendig sind als für den Betrieb der Kernanlagen. Weiterhin  ergibt sich eine neue Qualität der Anforderung an die Radioanalytik aus der in neuen Strahlenschutzgesetzgebung festgeschriebenen stärkeren Einbeziehung der natürlichen Radioaktivität in den Strahlenschutz. Dabei müssen neue Materialien und Stoffkreisläufe der radioanalytischen Kontrolle unterzogen werden. Solange für natürliche Radionuklide in unbehandelten Vorkommen,  in den Produkten der konventionellen Arbeit und der Kerntechnik unterschiedliche Richt- und Grenzwerte gelten, ist mit Hilfe analytischer Methoden nicht nur die Zusammensetzung sondern auch die Herkunft zu bestimmen.

 

Der Arbeitsgegenstand des Workshops ist sowohl vom Einsatz der Methoden als auch von den zu untersuchenden Objekten her interdisziplinär.  So wurde es allgemein begrüßt, dass die beteiligten Vereinigungen dieses Workshop gemeinsam veranstalten.  Auch wenn es sich erst um den zweiten Workshop handelt, sind sich die Mitglieder des Programmkomitee doch einig, dass die Veranstaltung für längere Zeit einen festen Platz im Veranstaltungskalender der beteiligten Vereinigungen einnehmen und das 3. Workshop RCA im Herbst 2003 oder Frühjahr 2004 stattfinden wird.

 

S. Niese

 

15.11.01